Wichtige Fachbegriffe im 3D-Druck einfach erklärt
Der 3D-Druck begeistert durch seine Möglichkeiten, Ideen aus der digitalen Welt greifbar zu machen. Doch gerade am Anfang kann die Vielzahl an Fachbegriffen verwirrend sein. Begriffe wie Layer Height, Extruder, Warping oder Slicer begegnen einem schnell – sowohl in Druckersoftware als auch in Foren und Anleitungen. In diesem Beitrag erklären wir die wichtigsten Begriffe rund um den FDM-3D-Druck (Fused Deposition Modeling), der heute in den meisten Heimdruckern zum Einsatz kommt.
1. Filament
Das Grundmaterial für den FDM-3D-Druck – ein Kunststoffdraht, der auf Spulen geliefert wird und beim Drucken erhitzt und extrudiert wird. Typische Materialien: PLA, PETG, ABS, Nylon.
2. Extruder
Der Extruder ist die Komponente, die das Filament in den Druckkopf befördert. Man unterscheidet zwischen:
- Direktantrieb (Direct Drive): Der Extrudermotor sitzt direkt am Hotend – gut für flexible Filamente.
- Bowden-Extruder: Der Motor ist vom Druckkopf getrennt, das Filament wird durch ein Röhrchen (Bowden-Tube) geführt – leichter, aber schwieriger bei flexiblen Materialien.
3. Hotend
Das Hotend ist der heiße Teil des Druckkopfs, in dem das Filament aufgeschmolzen wird. Es besteht meist aus einer Heizpatrone, einem Temperatursensor und einer Düse (Nozzle), durch die das geschmolzene Filament extrudiert wird.
4. Nozzle (Düse)
Die Düse bestimmt die Stärke des Filamentstrangs, der aufgetragen wird. Standarddurchmesser ist 0,4 mm, es gibt aber auch kleinere (für feinere Details) oder größere (für schnelleren Druck). Materialien wie Stahl oder Rubin werden bei abrasiven Filamenten empfohlen (z. B. Kohlefaser).
5. Layer / Layer Height
3D-Modelle werden Schicht für Schicht aufgebaut – diese Schichten nennt man Layer. Die Layer Height (Schichthöhe) bestimmt die Auflösung:
- 0,1 mm = sehr fein, detailreich, langsamer Druck
- 0,2 mm = Standard
- 0,3 mm+ = schneller, gröbere Details
6. Infill
Der Infill beschreibt die innere Struktur des gedruckten Objekts. Anstatt es komplett massiv zu drucken, kann es mit einem Gittermuster gefüllt werden, um Material zu sparen. Typische Infill-Werte liegen zwischen 10–30 %, bei funktionellen Teilen auch mehr.
7. Slicer / Slicing
Bevor ein 3D-Modell gedruckt werden kann, muss es in G-Code übersetzt werden – das ist die Maschinensprache des Druckers. Das übernimmt eine Slicer-Software (z. B. Cura, PrusaSlicer). Hier stellt man alle Druckparameter ein: Schichthöhe, Geschwindigkeit, Temperatur, Infill, Support usw.
8. G-Code
Die Datei, die der Drucker tatsächlich liest. Sie enthält alle Bewegungs- und Temperatureinstellungen Zeile für Zeile. Ein Beispielbefehl: G1 X50 Y25.3 E22.4
(Bewegung der Düse zu Position X/Y mit Extrusion).
9. Warping
Ein häufiges Problem beim 3D-Druck: Wenn sich Ecken des Druckobjekts während des Abkühlens von der Druckplatte lösen und nach oben wölben. Besonders bei ABS verbreitet. Lösungen: Heizbett verwenden, geschlossener Bauraum, Klebstoff oder spezielle Haftfolien.
10. Bed Adhesion (Haftung auf dem Druckbett)
Eine gute Haftung auf dem Druckbett ist essenziell für erfolgreiche Drucke. Hilfsmittel:
- Buildtak, PEI-Platten, Glasbett mit Kleber oder Haarspray
- Brim: zusätzliche Außenlinien um das Objekt herum zur Verbesserung der Haftung
- Raft: eine separate, dickere Unterlage unter dem Druckobjekt
11. Retraction (Rückzug)
Beim Wechsel zwischen Druckpunkten zieht der Drucker das Filament kurz zurück, um „Stringing“ (unerwünschte Fäden) zu vermeiden. Retraction Distance und Speed müssen gut eingestellt sein.
12. Supports (Stützstrukturen)
Wenn Teile eines Objekts in der Luft stehen würden (z. B. Überhänge), erstellt die Slicer-Software automatisch Stützen darunter, die nach dem Druck entfernt werden müssen. Es gibt auch lösliche Supportmaterialien (z. B. PVA), die sich in Wasser auflösen.
13. Bridging
Das Drucken von horizontalen Verbindungen ohne Support, z. B. bei einer Brücke oder einem Loch im Modell. Gute Kühlung und feine Druckeinstellungen helfen, saubere Brücken zu drucken.
14. Overhang
Ein Überhang ist ein Bereich des Modells, der über eine bestimmte Neigung hinaus (z. B. >45°) nach außen ragt. Ohne Support kann das Filament durchhängen oder ungenau werden.
15. Kalibrierung
Ein sauberer Druck beginnt mit einer gut kalibrierten Z-Achse und einem korrekt nivellierten Druckbett. Automatische Bed-Leveling-Sensoren wie der BLTouch erleichtern das enorm, aber auch manuelle Kalibrierung ist möglich und wichtig.
Fazit
Der Einstieg in den 3D-Druck ist leichter, wenn man die wichtigsten Begriffe versteht. Viele Probleme lassen sich vermeiden oder schnell lösen, wenn man weiß, was z. B. Retraction, Infill oder Warping bedeutet. Mit etwas Übung, Experimentierfreude und Geduld wird aus einem technischen Hobby eine kreative Leidenschaft, bei der man nicht nur lernt, sondern auch jede Menge Spaß hat.
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